No sleep till Shingal
Vom kurdischen Zentrum in Rom erhält Zeichner Zerocalcare alias Michele Rech den Auftrag, nach Shingal im Irak zu reisen. Dort soll er über die Lage der Eziden berichten, deren Autonomie nach der Rückeroberung ihres Gebiets vom IS erneut in Gefahr gerät. Trotz Bedenken nimmt der politisch engagierte Blogger den Auftrag samt einer Delegation aus Freunden und neuen Gesichtern an. Auf dem Weg sieht er sich den bürokratischen Schikanen besonders an den Grenzen, der Bespitzelung durch den irakischen Geheimdienst und stetem Druck ausgesetzt. Zerocalcares Ängste vor brutalen Verhören manifestiert er in überspitzten Horrorszenarien. Parallel wird der Anschlag des IS auf eine Familie geschildert, deren Tochter sich später als Zerocalcares Gesprächspartnerin und Kämpferin einer Fraueneinheit gegen die Aggressoren entpuppt. Der renommierte Zeichner liefert einen erhellenden, oft sarkastischen Blick auf eine von der internationalen Politik im Stich gelassene, bedrohte Region. Zahleiche Verweise auf den Vorgängerband „Kobane Calling“ (BP/mp 18/196) und die verwickelten politischen Situationen lassen die Lektüre am Anfang nicht ganz einfach erscheinen.
Gregor Ries
rezensiert für den Borromäusverein.
No sleep till Shingal
Zerocalcare , aus dem Italienischen von Myriam Alfano
avant-verlag (2023)
196 Seiten
fest geb.