Tagebuch 14/18

Walter und Nessi, René und Lucien schreiben Tagebuch: Walter schildert sein Soldatenleben bei der deutschen Armee; Nessi führt als Jugendliche ein "Kriegstagebuch"; René (bei Kriegsausbruch noch ein Grundschüler) verfasst später seine Memoiren; Lucien beschreibt, wie er als Sanitäter und Arzt mit den Opfern des Krieges konfrontiert wird. Jeder der vier hat seine eigene Familiengeschichte, in die der Krieg starke Eingriffe vornimmt, jeder hat seine eigenen Sehnsüchte und Perspektiven auf die Zeitläufte. Als Leser dieser Graphic Novel erlebt man einzelne, markante Szenen, die das Leben der vier während des Ersten Weltkrieges prägten: für den jungen Deutschen Walter ist es die "Feuertaufe" des ersten Angriffs und seine Verletzung. Nessi verliert ihre Heimat und leidet mit ihrer Familie Hunger. Der kleine René erlebt, wie der Krieg seine Familie unwiederbringlich auseinanderreißt. Lucien schließlich erfährt durch die permanente Überforderung als Sanitäter eigene Traumata. In abwechselnden Kapiteln werden die inneren und äußeren Verwüstungen im Leben dieser Menschen thematisiert. Es waren eben nicht die namenlosen Heere, die sich gegenüberstanden, sondern authentische Menschen, mit denen man sich als Leser und Betrachter identifiziert. Die Zeichnungen, das Layout und das Lettering sind sehr konventionell gehalten; der Fokus liegt auf der Schilderung der individuellen Lebenswege, die man mit Spannung mitverfolgt. Dabei geben die Vorworte und die Kurzbiografien dieser vier Menschen nach dem Krieg noch wertvolle Einblicke in die europäischen Lebenswelten der ersten Jahrhunderthälfte. Man ist geneigt, sich diese Familienbiografien ohne "14/18" zu imaginieren, als bruchlose, ja harmonische Lebensläufe.