9.603 Kilometer
2015 soll der vaterlose 12-jährige Adil gegen seinen Willen zum Selbstmordattentäter ausgebildet werden. Um der Rache des fanatischen Stiefvaters auch gegen den Rest der Familie zu entgehen, beschließt der Junge, mit seinem 16-jährigen Cousin Shafi nach England zu fliehen. Bei ihrer endlosen Reise über Iran, Türkei, Serbien, Frankreich bis an Englands Küste werden sie mit hartherzigen Schleusern, schießwütigen Grenzbeamten, Überfällen, Hundeangriffen, Hunger, Unwetter und Kälte konfrontiert. Angesichts steter Gefahren nutzen Allianzen mit Fremden, die oft auf der Strecke bleiben, wenig. Episodisch und glaubhaft schildern Marchetti und Pomès die unmenschlichen Strapazen und Risiken, denen Flüchtlinge ausgesetzt sind. Versehen mit Traumsequenzen und unterschiedlichem Seitenlayout legte Cyrille Pomès seine semirealistische Grafik je nach Stimmung und Setting in wechselnd einfarbiger Kolorierung an. Man erkennt am ungeschönten Plot, dass dieser auf Gesprächen mit Betroffenen basiert. Für alle Bestände empfehlenswert.
Gregor Ries
rezensiert für den Borromäusverein.
9.603 Kilometer
eine Erzählung von Stéphane Marchetti ; Zeichnungen von Cyrille Pomès
cross x cult (2023)
126 Seiten : farbig
fest geb.