Der magische Fisch

Der heranwachsende Tien liest gemeinsam mit seinen Eltern Märchen. Durch diese Lektüre lernen sie die Sprache ihrer neuen Heimat, denn Tiens Mutter ist aus Vietnam geflüchtet, während Tien in den USA geboren wurde. Die Familie entwickelt so eine Der magische Fisch eigene Kommunikation. Diese natürliche Hybridsprache ist informal. Für den Autor ist sie der Klang von Menschen aus unterschiedlichen Welten, die ihr Bestes geben, sich zu integrieren und ein Gefühl von Heimat zu entwickeln. Tien ist homosexuell. Seine Mutter kann die Nuancen der Queerness nicht mit ihrem Sohn erörtern, aber sie tut ihr Bestes, ihm ihre Liebe zuzusichern. Die Graphic Novel beginnt mit dem Märchen Allerleirau, darauf folgt das Märchen von der Meerjungfrau, das für Nguyen eine Geschichte der Einwanderung ist. Im vietnamesischen Märchen Tam Cam erinnern die Zeichnungen an den französischen Kolonialstil und die Figuren tragen das traditionelle Ao dai-Gewand. In diesem außergewöhnlichen Comic sind Text und Bild kongenial verwoben. Die Bilder sind der Text. Sie sind eine ästhetische Hybridsprache. Das verdeutlicht auch die Farbgebung der Illustrationen. Die Szenen der Gegenwart sind in warmen Rot-Orange-Nuancen gehalten. Rückblenden der Mutter sind in Brauntönen gezeichnet, während die Märchen einen violetten Grundton besitzen. Ein wunderbares Buch, bestechende Illustrationen, ein Thema, das für Migration und Integration sensibilisiert, und ein äußerst informativer Anhang. Diese Graphic Novel empfiehlt sich sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene, die die Migrationsdebatte differenziert betrachten möchten.

Ursula Reich

Ursula Reich

rezensiert für den Borromäusverein.

Der magische Fisch

Der magische Fisch

Trung Le Nguyen ; Übersetzung: Martin Knopp
CROCU (2023)

228 Seiten : farbig
kt.

MedienNr.: 617001
ISBN 978-3-98743-055-8
9783987430558
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr

Borromäus-Altersempfehlung: ab 12
Systematik: J
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