Kirche ohne Moral?

Verdient die Kirche nach den vielen Missbrauchsfällen noch Vertrauen? Durchaus, meint der Moraltheologe Peter Schallenberg, sofern sie sich nicht selbst mit einer Moralanstalt identifiziert, die nur Gebote und Verbote vorträgt. Schallenbergs Buch Kirche ohne Moral? sucht nach dem großen Wurf, dem einmalig Neuen, das mit dem Christentum in die Welt gekommen ist und das die Kirche durch alle Zeiten hindurch weiterträgt. Und er findet dieses in der unbedingten Liebe Gottes zum Menschen, die am Kreuz Christi die Kirche mit ihren heilsschenkenden Sakramenten hat entstehen lassen. In dieser Liebe liege alle Vergebung menschlicher Schuld, der Aufgang einer durch die Ursünde verlorenen paradiesischen Gottesbeziehung und damit auch die Befreiung zu einem neuen Selbstwertgefühl, das auch dem Mitmenschen seinen unendlichen Wert wieder zusprechen kann. Schallenberg trägt diese große Idee nicht kleinlich dogmatisch, wie von oben herab lehrend vor; er tastet sich eher voran, immer mit dem tiefsitzenden Misstrauen gegenüber dem Gottesglauben rechnend. Sein Ansatzpunkt ist die unabweisbare Sehnsucht aller Menschen, nicht nur nach dem Maß der Gerechtigkeit behandelt, sondern gleichsam grund- und bedingungslos geliebt zu werden. Eine solche Rückbesinnung auf das Wesentliche des christlichen Glaubens, auf Grundhaltungen und fundamentale Existenzbedingungen kann zweifellos die Kirchenkrise überwinden!

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Kirche ohne Moral?

Kirche ohne Moral?

Peter Schallenberg
Bonifatius (2023)

136 Seiten
kt.

MedienNr.: 613725
ISBN 978-3-98790-012-9
9783987900129
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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