Die Hottentottenwerft

Crispin Mohr ist in Pappenheim zu Hause. Sein Vater ist ein verbitterter Invalide, Trinker und ständiger Nörgler. An seiner Mutter hängt er zwar, aber trotzdem will er weg; es ist alles zu trostlos, zumal auch seine heimlich Angebetete Seffie, ein Die Hottentottenwerft Mädchen aus besten Kreisen, unerreichbar für ihn ist. Und so wird er mit einem Trupp neuer Rekruten und Pferden nach Swakopmund eingeschifft. Die Deutschen, vor allem die Offiziere und die Farmer, führen sich voller Pathos wie die Herrenrasse auf; die Eingeborenen werden zumeist drangsaliert. Vor allem die jungen Hottentottenmädchen werden genötigt. Dies trifft vor allem auf Hulette, die Enkelin eines Stammesführers zu, die erst in der Villa des Hauptmannes zu dienen hat und später auf eine Farm verfrachtet wird. Mohr, der das Mädchen wenige Male gesehen hat, projiziert nun seine ganzes Mitleid und seine Zuneigung auf dieses Wesen. Irgendwann kommt es zur Katastrophe; Mohr befreit das Mädchen, desertiert und beide gehen elend zugrunde. - Obwohl der Autor nachdrücklich betont, dass die Geschichte komplett erfunden ist, wird ein nachhaltiger Eindruck von dem finsteren Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte vermittelt. Das wird in einer kompromisslosen Sprache erzählt, gewaltig, eindringlich, oft verstörend. Da ist nichts trivial, nichts beschönigend. Eine Prosa, die schon mit Ginsberg und Kerouac verglichen wurde. Es ist keine einfache Lektüre, vermittelt aber ein intensives Leseerlebnis. Für ausgebaute Bestände.

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Hottentottenwerft

Die Hottentottenwerft

Ludwig Fels
Jung und Jung (2015)

384 S.
fest geb.

MedienNr.: 801406
ISBN 978-3-99027-062-2
9783990270622
ca. 24,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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