Schau mich an, wenn ich mit dir rede!
Als die Erzählerin in der U-Bahn eine schöne junge, aber verwahrloste Frau ihre zwölfjährige Tochter fragen hört, wie sie ihre neue Familie finde und die Tochter nicht antworten mag, denkt sie sich eine Familiengeschichte aus, die zu den beiden passen könnte: die Mutter nennt sie Sonja, sie hat Alkohol- und Drogenprobleme, deshalb hat ihr Mann Milan sie verlassen und die gemeinsame Tochter Vev mitgenommen. Milan, unselbständiger Sohn reicher Eltern, ist mit Vev zur Krankenschwester Natalie und deren beiden Töchtern gezogen. Sonja gerät wegen ihrer Drogensucht in eine schwere Krise - bis sie "The Dude" kennenlernt, ihren Retter, der von ihrer Schönheit beeindruckt ist und ihr Leben in Ordnung bringen will. Milan gibt den Hausmann, lebt vom Geld seiner Mutter und vom Verdienst Natalies. Vev pendelt zwischen Vater und Mutter hin und her, peinlich sind ihr beide, und mit den neuen Schwestern schließt sie wechselnde Allianzen. - Schonungslos, aber doch mit viel Empathie lässt die Autorin ein Beziehungsgeflecht höchst unterschiedlicher menschlicher Charaktere entstehen, die trotz Trennung miteinander verbunden sind und unterschiedliche Erwartungen aneinander haben, weil sie ihre eigenen Sehnsüchte befriedigen wollen. Für literarisch Interessierte ein beeindruckender Familienroman.
Gudrun Eckl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Schau mich an, wenn ich mit dir rede!
Monika Helfer
Jung und Jung (2017)
179 S.
fest geb.