Die Gerissene

"Was ich da und dort zu suchen habe, finde ich immer erst unterwegs." Nach diesem Motto bewegt sich die Ich-Erzählerin Mira durch ihr Leben und lässt sich planlos von einem Ort zum anderen treiben. Von der Enge ihres Heimatdorfes, der sie als Jugendliche Die Gerissene entflieht, gelangt sie über Südfrankreich nach Algerien und schließlich nach Kuba. Wo immer sie einen Halt auf Zeit findet, wird sie aktiv: In Marseille macht sie sich durch kreatives Altkleider-Upcycling einen Namen und im algerischen Oran verarbeitet sie Miniröcke zu Umhängetaschen, um ein Zeichen gegen die rigiden Kleidungsvorschriften zu setzen. In einem Flüchtlingslager in der algerischen Wüste flicht sie ein starkes Seil, einen Strang, an dem symbolisch alle ziehen können. Auf der Grundlage alter, verschlissener Revolutionsfahnen entwirft sie in Havanna neue, farbenfrohe "banderas" und löst eine aufständische Bewegung aus. Ihr von Zufällen gesteuertes Tun ist von einem intensiven Farb- und Stoffrauschen durchzogen. Miras Anliegen, den gewohnten Lauf der Dinge zu verändern und neue Bahnen zu eröffnen, ist der rote Faden (!), der sich durch die Handlung zieht. Immer wieder löst sie die Leinen, um Neues zu beginnen. Jedes Ende ist nur ein vorläufiges, eines, an das sich anknüpfen, an dem sich weiterspinnen lässt. Dies gilt auch für das Ende dieses beachtens- und empfehlenswerten Romans.

Gertrud Plennert

Gertrud Plennert

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Gerissene

Die Gerissene

Eva Schörkhuber
Edition Atelier (2021)

227 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 604739
ISBN 978-3-99065-047-9
9783990650479
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.