Der verlorene Ton
Lida erzählt autobiografisch aus ihrem Leben von Kindheit an, beginnend mit dem unbeschwerten Aufwachsen in einer Musikerfamilie im Wien der zwanziger und dreißiger Jahre. Als die Mutter starb, war Lida 11 Monate alt, ihre Schwester war fünf. Der Vater, sowie Haushälterin und Kindermädchen Judy kümmerten sich liebevoll um die zwei Schwestern. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, änderte sich ihr Leben grundlegend. Lidas Vater wird als Jude eingestuft und fristlos entlassen. Mit seiner Frau emigrierte er nach Frankreich. Lida und ihre große Schwester sollten nachkommen, sobald ihr Visum eintrifft. Dazu kommt es jedoch nie und die Geschwister erlebten, betreut von ihrer Tante, die Kriegsjahre in der Stadt. Menschen, die in ihrem Leben eine Rolle spielten, verlieren Angehörige oder ihr Leben. Andere, die ihnen um Hilfe suchend begegneten, wurden zu Freunden. Nach Kriegsende träumte Lida von einer Karriere als Sängerin, das hohe "G" erreichte sie aber seit einem Auftrittsverbot, das man ihr wegen ihrer jüdischen Abstammung erteilte, nicht mehr. - Die Autorin hat Teile ihrer Lebensgeschichte in vielen kleinen aneinandergereihten Episoden festgehalten, die sich zu einer interessanten, leicht lesbaren Erzählung zusammenfügen. In undramatischem Ton lässt sie die Leser/innen am Zeitgeschehen teilhaben. Gerne empfohlen.
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.
Der verlorene Ton
Lida Winiewicz
Braumüller (2016)
239 S.
fest geb.