Cornelia Funke für ihr Gesamtwerk mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises 2020 ausgezeichnet!
Ein guter Grund, die erfolgreiche Künstlerin ausgiebig zu feiern und sie und all ihre großartigen Bücher ins Rampenlicht zu rücken. - Antje Ehmann hat bei der erfolgreichen Autorin und Illustratorin angeklopft und interessante Antworten bekommen.
Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Illustration und Ihren ersten Text?
Nein. Ich habe einige sehr alte und ziemlich furchtbare Bilderbuchgeschichten mit Illustration und Text von mir, aber ich weiß nicht mehr, welche Geschichte davon die erste war.
Wie sehr haben Ihre beiden Kinder bzw. all die Kinder, mit denen Sie im Laufe Ihres Lebens Kontakt hatten, Ihr Schreiben beeinflusst?
Auf unendlich vielfältige Weise. Meine Kinder waren immer meine besten und strengsten Kritiker und so viele Kinder, denen ich begegnet bin, haben mir Ideen geliefert oder mich einfach so verzaubert, dass ich es nicht erwarten konnte, ihnen die nächste Geschichte zu erzählen.
Was muss stimmen, damit Sie schreiben können und gibt es eine Bibliothek, in der Sie sich als Kind mit Büchern versorgen konnten?
Ich kann immer und überall schreiben, und ja, die Stadtbibliothek von Dorsten, zu der ich immer mit meinem Vater ging - über zwei Brücken und eine Wendeltreppe rauf - ist heute ein wunderbares Zentrum für Kinder. Außerdem gab es da die … ja, ich glaube, sie hieß tatsächlich Borromäusbücherei!
Welche Bibliotheken nutzen Sie heute?
Ich kaufe heute all meine Recherchebücher, weil ich so viel markiere und sie viele Monate lang brauche. Aber ich gebe immer noch sehr gerne Lesungen in Büchereien.
Wie sind Sie vor zwanzig Jahren auf "Das Piratenschwein" gekommen?
Kerstin Meyer hat so wunderbare Schweine für „Prinzessin Isabella“ gemalt, dass ich ihr eine Geschichte schreiben wollte, in der sie das noch ausführlicher tun kann.
Mit Kerstin Meyer haben Sie mehrere Bilder- und Kinderbücher veröffentlicht. Könnten Sie bitte ein wenig zu der Zusammenarbeit sagen?
Die war immer wunderbar, inspirierend und überraschend. „Der geheimnisvolle Ritter Namenlos“ ist für mich das beste Beispiel dafür, wie Kerstin Meyer einen Text sehr tief versteht und dann wundersame Wege findet, ihn zu bebildern.
Sie haben in diesem Jahr ein Bilderbuch gemeinsam mit Annette Swoboda „Der Mäuseritter" gemacht. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Auf die Idee kam der Loewe-Verlag, nachdem Barrington-Stoke, mein schottischer Verlag eine sehr schöne Bilderbuchversion dieser Kurzgeschichte veröffentlicht hatte. Und Annette Swoboda hatte ja den Mondscheindrachen schon so schön bebildert.
Und wie kam es zu Ihrem neuen Bilderbuch "Das Buch, das niemand las”?
Seit „Igraine Ohnefurcht“ wollte ich etwas über Bücher machen, die ähnlich wie die Zauberbücher von Igraines Eltern ihr eigenes Leben haben. Und schließlich hatte ich die Idee, ihnen die Gesichter berühmter Schriftsteller zu geben und eine Geschichte darüber zu schreiben, dass Bücher keine Sammlerstücke sind, sondern gelesen werden müssen.
Die "Wilden Hühner" sind neu illustriert worden. Hätten Sie damals gedacht, dass sie damit so viel Erfolg haben würden?
Nein, niemals. Meine damalige Lektorin bat mich, zur Abwechslung ein Buch ohne Feen und Zwerge zu schreiben, und ich war sicher, dass das furchtbar langweilig werden würde. Aber dann wurden es die „Wilden Hühner“.
Wie hat Sie das Leben in den USA verändert? Was schätzen Sie dort besonders?
Ich schätze an den USA , dass es ein Immigrantenland ist und jeden Tag durch die Menschen neu definiert wird, die aus vielen Ländern und Kulturen dorthin kommen. Daran kann auch der derzeitige Präsident nichts ändern. Außerdem macht es einem so bewusst, wo man herkommt und welche Kultur einen geprägt hat, wenn man in einer anderen Kultur lebt. Ich habe viel darüber gelernt, was ich daran schätze, eine Deutsche zu sein und so viel darüber, wie groß und vielfältig diese Welt ist.
Gibt es etwas, dass sich der deutsche Kinderliteraturbetrieb vom Amerikanischen abschauen könnte?
Vielleicht eine größere Wertschätzung von Kinderliteratur und Illustration. Die ist in England und Amerika so viel selbstverständlicher und „Huckleberry Finn“, „Wilbur und Charlotte“ oder Shel Silverstein`s Gedichte sind ebenso große Literatur wie „Jenseits von Eden“.
An welchem Buch oder Projekt arbeiten Sie gerade?
Ich schreibe gerade an „Drachenreiter“ Band drei, überarbeite „Reckless“ Band vier und werde außerdem bald die Übersetzung von „Das Labyrinth des Fauns“ überarbeiten, dem ersten Buch, das in Deutschland von mir als Übersetzung erscheint.
Wie oft sind Sie noch in Hamburg oder auf Deutschlandreisen?
Etwa zweimal im Jahr. Einige meiner engsten Freunde leben in Hamburg und ich habe ja dort meine Hörbuchfirma „Atmende Bücher“ mit Eduardo Garcia und seinem German Wahnsinn.
Gibt es Ideen und Wünsche für die nächsten Jahre?
Mehr Ideen als Wünsche - aber ich lasse mich gern vom Leben überraschen. Getreu dem Woody Allen Zitat: „If you want to make God laugh, tell him about your plans“.