Oma und Opa im aktuellen Kinderbuch
So schön kann die Beziehung im Idealfall zwischen Großeltern und Enkelkindern sein und somit eine Bereicherung für alle. Immer wieder sind diese wertvollen Familienbande Thema in der Literatur für Kinder und bieten reichlich Stoff für Geschichten. Antje Ehmann hat sich umgeschaut und sieben empfehlenswerte Titel für Sie ausgewählt - nicht nur zum Vorlesen für Omas und Opas gedacht.
Stina Wirsén leuchtet den komplexen Familienkosmos auf ganz unterschiedliche, stets sehr feinfühlige Weise aus. In dieser nun neu übersetzten Episode „Wer ist denn Omas Liebling?“ spielt die enge Beziehung zwischen dem kleinen Wusel und der Oma die Hauptrolle. Wäre da nur nicht noch die blöde Cousine! Da ist Eifersucht fast vorprogrammiert. 2013 stand der herausragende Titel auf der Nominierungsliste des Deutschen Jugendliteraturpreises in der Sparte Bilderbuch. Nun hat Monika Osberghaus die Bilderbücher der schwedischen Autorin und Ilustratorin neu verlegt und gleich mehrere Bände im Verlagsprogramm. Gefühlsintensiv, lebendig und ganz nah am Kinderalltag - so bieten diese Bilderbücher reichlich Stoff und für Kinder einen hohen Wiedererkennungswert.
Benji Davies hat auch schon mehrere Male Familienmitglieder ins Zentrum seiner Bilderbücher geholt. „Nick und der Sommer mit Oma“ widmet er nun seinen beiden Großmüttern. Ein aufregender Sommer steht für den kleinen Jungen bevor, der mit seinem Vater zusammenlebt. Denn seine Oma lebt weit weg auf einer einsamen Vogelinsel. „Ich wollte gerne eine Geschichte mit Nick schreiben, in der er noch eine andere Verwandte trifft und die auf einer Insel spielt. So kamen mehrere Ideen zusammen. Einige Charakterzüge meiner Großmütter sind darin wiederzufinden. Aber ich wollte auch eine unabhängige Frau darstellen, die alleine zurechtkommt,“ so der englische Künstler, dem eine humorvolles Oma-Enkelabenteuer gelungen ist. Ein Bilderbuch, das schon gut zum Vorlesen für Vierjährige geeignet.
Eher für Grundschulkinder sind die originellen Geschichten von Marc-Uwe Kling gedacht. Ein Kinderbuch stellt den Opa, eines die Oma in den Mittelpunkt - und immer gibt es reichlich zu lachen. „Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat“ und „Der Tag an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat“ strotzen nur so vor Humor und Lebendigkeit. Die Hamburger Illustratorin Astrid Henn verstärkt das noch gekonnt, in dem sie die Figuren mit ausdrucksstarker Mimik zeichnet und etliche witzige Details mit lockerem Strich farbenfroh einstreut. „Es waren Ferien. …. Und deswegen waren Oma und Opa da. Zum Aufpassen, hatten Mama und Papa gesagt. Aber wer auf wen aufpassen sollte hatten sie nicht gesagt.“ Die Enkelkinder Tiffany, Max und Luisa haben jedenfalls keine Langeweile - ganz im Gegenteil - und wer mag, kann sich die aufregenden Geschichten mit Happy-End auf CD anhören - gelesen vom Autor selbst.
Langweilig wird es auch auf keinen Fall mit dem reimendem Opa aus Matthias Jeschkes Werk. „Mein ungezogener Opa“ gibt es als Bilderbuch und auch als kostenloses Download auf der Verlagsseite im Bilderbuchkinoformat. Vorbild für diese Figur war sein eigener Großvater. Der Autor erzählt: „Wenn ich dort zu Besuch war, wurde meine Oma auf das Wohnzimmersofa verbannt und ich lag neben ihm im Ehebett. Dann las er mir zur guten Nacht Gedichte von Heinz Ehrhardt vor. Kurze, knappe Reime sind eingängig und leicht zu behalten.“ Sabine Kranz zeichnet links immer die Oma und rechts den Opa - ebenfalls sehr lustig und voller Energie. Grimassen, Ohren wackeln, Zunge rausstecken oder Nonsens reimen - Anregungen gibt dieses Bilderbuch reichlich und nach dem Vorlesen überträgt sich diese Stimmung ganz von selbst.
Ein berühmtes Lied liegt dem deutschen Titel dieses Bilderbuchdebüts zugrunde. Die Sängerin Judith Holofernes hat den Text von Paul McCartney gekonnt übersetzt. Großeltern, denen der Beatles-Song geläufig ist, werden gleich die eingängige Melodie im Kopf haben. Aus „Ob la di, ob-la-da“ wurde in der deutschen Übersetzung „Opapi-Opapa - Besuch von den Krawaffels“. Der bekannte Musiker liebt es selbst, Großvater zu sein. „Kinder sind so erstaunlich. Immer nur mit Erwachsenen zusammen zu sein bringt lange nicht so viel Spaß. Wenn ich nach Hause komme sehe ich meine Enkelkinder, sie sagen lustige Dinge und bringen mich so zum Lachen,“ so McCartney. Lecy, Tom, Em und Bob - so heißen die Kinder bzw. die Krawaffels im Bilderbuch. Die vier erleben mit ihrem Opapa, etwas Magie und einem Stapel voller Postkarten ein wahrhaft unvergessliches Wochenende.
Der Opa bei BARROUX ist ein etwas anderer Charakter. In „Mein Opa, der Mond und ich“ erzählt Séverine Vidal von einem Herrn, der einen roten Hut trägt. Sein Enkelsohn lauscht fasziniert seinen Abenteuergeschichten, fliegt eines Tages sogar mit ihm auf den Mond und übernimmt dann den roten Hut und die Aufgabe, alles Wichtige weiterzuerzählen. So wie es zwischen den Generationen sehr bedeutend ist. Der französische Illustrator hat einen ganz besonderen Strich, sehr ausdrucksstark und eigenwillig. Er arbeitet in einer Mischtechnik und hat seinem eigenen Großvater ein anderes Bilderbuch gewidmet. „Das ist eine Hommage an meinen Opa, der ein absolutes Naturtalent in Sachen Basteln und Handwerken war,“ so Barroux. Der Opa in diesem Bilderbuch hat eine ähnliche Begabung und auf den abwechslungreichen Doppelseiten ist das gut zu sehen.
Richtig viel gemeinsamen Spaß beim Vorlesen und dann vielleicht auch beim gemeinsamen Versteckspielen bietet die Berliner Illustratorin und Autorin Katharina Grossmann-Hensel mit „OmaOpa find ich gut“. Sie zeigt schon gleich auf dem Cover sehr amüsante Verstecksituationen. Oma und Opa lassen sich wirklich jede Menge einfallen. Kein Wunder, dass das Mädchen es dort sehr genießt. „Meinem Eindruck nach ist diese Großelterngeneration so fit, wie keine vor ihr. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die besonders herzlich, lustig, umtriebig und nah am Zeitgeist sind,“ so Grossmann-Hensel. Das wird beim Vorlesen der originellen Geschichte, beim Betrachten der humorvollen Illustrationen und beim zusätzlichen Suchspiel deutlich.