Wie keiner sonst

In den letzten Jahren gab es vermehrt Vater-Sohn-Bücher - Söhne, die sich mit dem Verhältnis zu ihren Vätern ausei-nandersetzten. Auch hier liegt eine Vater-Sohn-Geschichte vor - aber es ist eine ganz andere, ungewöhnliche: keine Analyse oder Wie keiner sonst gar kritische Auseinandersetzung, sondern die Geschichte einer glücklichen, wenn auch chaotischen Kindheit, erzählt aus der Perspektive des sechsjährigen Kindes, das sich Peter nennt; seinen richtigen Namen erfährt der Leser nicht. Der Roman beginnt mit dem Mord an Olof Palme, der Peters Vater so erschüttert, dass er mit seinem Kind von Schweden nach Kopenhagen zieht - seinem Geburtsort. Dies ist nur einer der vielen Umzüge; Peter wächst ohne Heimatort auf, lebt an provisorischen Orten, in heruntergekommenen Behausungen, mit einem Vater, der nie Geld hat, weil er keinem festen Beruf nachgeht - ein abenteuerliches Leben. Der Leser erfährt nicht, warum der Vater immer auf der Flucht ist; er spürt nur, wie sehr das Kind seinen Vater liebt. Diese chaotische, aber glückliche Kindheit endet abrupt, als der Vater ein Attentat auf eine Politikerin ausübt und in der Psychiatrie landet. In der zweiten Hälfte trifft der Leser Peter als Jugendlichen und Erwachsenen in verschiedenen Situationen wieder, immer auf der Suche nach seiner Identität und einer Erklärung für das Verhalten des geliebten Vaters. Es gelingt ihm nicht, die Mauer des Schweigens seiner Familie zu durchbrechen, aber er reimt sich einiges zusammen und kann am Ende seinem Vater den größten Wunsch erfüllen. - Bengtsson erzählt auf geradezu schmerzhaft nüchterne Art von den Katastrophen, die sich in Peters Leben ereignen, von seiner Suche nach Halt und Geborgenheit, nachdem er von seinem Vater getrennt wurde. Eine vor allem in der ersten Hälfte großartige und anrührende Schilderung der bedingungslosen Liebe zwischen Vater und Sohn. (Übers.: Frank Zuber)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Wie keiner sonst

Wie keiner sonst

Jonas T. Bengtsson
Kein & Aber (2013)

447 S.
fest geb.

MedienNr.: 378368
ISBN 978-3-0369-5668-8
9783036956688
ca. 22,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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Auszeichnung: Roman des Monats