Lila
In der frühen Kindheit wird Lila von einer umherziehenden Aushilfsarbeiterin namens Doll aus einem vollkommen verwahrlosten Zustand gerettet. Ihre jungen Jahre verbringt Lila in der Obhut Dolls draußen in der Wildnis in ständiger Wanderschaft von einer Hilfsarbeit zur nächsten, bis sie, nach dem Verlust Dolls, in einem Hurenhaus strandet. Nach der Flucht aus den elenden Verhältnissen trägt sie schwer an den traumatischen Erlebnissen ihres vorangegangenen Lebens, und flüchtet sich in ein verfallenes Haus nahe einer Siedlung im Nirgendwo. Von tiefen philosophischen Grundfragen getrieben zieht es Lila trotz innerer Widerstände in die Nähe des um einiges älteren Pfarrers der kleinen Gemeinde. Langsam und allmählich entfaltet sich ein intensives Verhältnis zwischen den beiden. Als Lila den Mann heiratet und schließlich sogar ein Kind zur Welt bringt, erlangt sie langsam das Vertrauen in die Menschen und sich selbst zurück und findet zu einer inneren Ruhe und einem Frieden. - In unglaublich zarter und gefühlvoller Weise erlebt der Leser, wie ein Mensch, dessen Innerstes vollkommen zerrissen und aufgewühlt ist, von einem anderen aufgenommen wird. Dieser spendet zuerst wärmende Kleidung in der Kälte, dann bietet er der Seele, in der ein Sturm wütet, friedliche Fürsorge. Eine fesselnde Geschichte, welche in ihrer gefühlvollen Erzählweise das Innenleben der Hauptfigur so greifbar macht, dass der Leser unweigerlich in ihren Bann gezogen wird. (Übers.: Uda Strätling)
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Lila
Marilynne Robinson
S. Fischer (2015)
286 S.
fest geb.