Irgendwo. Aber am Meer

Arnold Stadlers Ich-Erzähler ist nach einer total danebengegangenen Lesung fix und fertig. Seine Äußerungen werden als „Altmänner-Geschwätz“ eines „weißen alten Mannes“ abgetan und er redet sich immer mehr um Kopf und Kragen. Da hilft Irgendwo. Aber am Meer ihm eine Reise zur griechischen Insel Lefkada, von wo aus er Ithaka, die Heimat des Odysseus, sehen kann. Hier kann er im Haus seines Schwagers eine Auszeit nehmen, sich auf die Natur besinnen und entschleunigen. Immer wieder geht es um Sehnsucht, Fernweh, Heimat, Heimweh und die Liebe zum Meer, wo er Heilung von all den Zumutungen der Gegenwart und Vergangenheit erfährt. Er kritisiert den deutschen Waffenhandel, den Krieg in der Ukraine und gesellschaftlich negative Veränderungen: hässliche Supermärkte, Windradmonster, „altersgerechte“ Werbemails von Treppenlifts oder Sterbegeldversicherungen und Menschen, die nur ans Meer fahren, um braun zu werden. Die Sprache des Romans ist so angenehm mitnehmend, traurig, wütend, heiter, humorvoll, besonders an der Stelle, wo er sich über Rudolf Steiner lustig macht. „Die allerschönste Richtung ist die Himmelsrichtung, also das nach oben.“ Arnold Stadler, Büchner-Preisträger, ist es wunderbar gelungen, dass man auf lesende Weise die Welt und sich selbst besser versteht.

Berthold Schäffner

Berthold Schäffner

rezensiert für den Borromäusverein.

Irgendwo. Aber am Meer

Irgendwo. Aber am Meer

Arnold Stadler
S. Fischer (2023)

223 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 614321
ISBN 978-3-10-075131-7
9783100751317
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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