Liebe in Zeiten des Hasses
Der bekannte und erfolgreiche Autor entwirft mit seiner erzählenden Geschichtsschreibung eine spannende Chronik des kulturellen Geschehens Deutschlands im Jahrzehnt vor dem Zweiten Weltkrieg. Nicht nur aus Memoiren und Biographien, sondern auch aus
persönlichen Briefen schöpfte er seine schier unerschöpflichen Erkenntnisse über die bekanntesten Schriftsteller, Wissenschaftler, Schauspieler, Filmstars und bildenden Künstler. Die Leser/-innen begegnen nicht nur deutschen Persönlichkeiten, sondern auch Franzosen, Amerikanern und Russen, die sich zeitweilig im Lande aufhielten. Im ersten Teil des Buches gewinnt man den Eindruck, dass das Leben der Prominenz von Wohlstand und nicht zuletzt von sexueller Libertinage geprägt war. Mit dem Erstarken des Nationalsozialismus wird die Ausgrenzung durch Rassismus und nationalistische Intoleranz immer drückender. Und schließlich kommt es zu einem wahren Exodus der kulturellen Elite zuerst nach Frankreich und in die Schweiz, dann nach den USA und Palästina. Die schwierigen Lebensverhältnisse im Exil werden deutlich angesprochen. Viele Verfolgte nahmen sich auch selbst das Leben oder wurden von den Nazis in Konzentrationslagern ermordet. - Eine spannende, nie langweilige, aber auch erschütternde Lektüre für anspruchsvolle und aufgeschlossene Leser/-innen.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Liebe in Zeiten des Hasses
Florian Illies
S. Fischer (2021)
431 Seiten
fest geb.