Flammenwand
Die Wiener Lehrerin Adele erfährt in Stockholm, dass ihr deutscher Partner Gustav sie betrügt. Das ist die Ausgangssituation für Marlene Streeruwitz' aktuellen Roman "Flammenwand". Kunstvoll erzählt die Autorin, wie sich Adele durch den Schmerz arbeitet. Dafür erfindet Streeruwitz ein neues Wort: Adele "meistert" Gustavs Verrat nicht, sie wird ihn "meisterinnen". Geschlechterverhältnisse sind das Hauptthema des Romans. Ergänzt wird er durch eine Chronik der politischen Ereignisse in Österreich vom 19. März bis zum 9. Oktober 2018, was den Text auf eine andere Ebene hebt. Zu den Abgründen, vor denen Adele in Stockholm steht, kommen die im von FPÖ und ÖVP regierten Wien. Und die Wirklichkeit hat den Roman sogar noch überholt, denn kurz vor der Veröffentlichung von "Flammenwand" ist Vize-Kanzler Strache von der FPÖ im Zusammenhang mit der Ibiza-Affäre zurückgetreten. - Anspruchsvoll und lesenswert.
Katja Strippel
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Flammenwand
Marlene Streeruwitz
Fischer (2019)
414 S.
fest geb.