Die Privilegierten

Bastian, ein Aussteiger-Typ, lebt schon seit fünf Jahren einsam in einer abgelegenen Hütte in den Wäldern Norwegens und macht sich Sorgen ums Überleben. „Die einzige Möglichkeit, jetzt nicht verrückt zu werden, ist meine Vergangenheit zu sortieren“ Die Privilegierten – und so blendet der Roman in die 80er-Jahre zurück. Im Neubaugebiet von Oberviechtach wächst er auf, gehört zur Mittelschicht, ist gebildet und ohne materielle Sorgen. Als seine Eltern tödlich verunglücken, übernimmt der Großvater, ein Literaturprofessor, die Erziehung und führt ihn in die klassische Musik ein. Trotzdem läuft im Kinderzimmer heimlich das Fernsehgerät. Mit den Außenseitern Ilie und Madita gründet er den „Klub der Katze“, sie schwören sich ewige Freundschaft. Nach der Schule folgt das Studium der Literatur, die Liebe zu Brigitte, Hochzeit und eine Karriere als Journalist, in der er ein Virtual-Reality-Game für einen TV-Sender entwickelt. Es geht ihm, dem Privilegierten, gut, per Dauerauftrag spendet er und zählt sich zu den „Guten“ gehörig. Sein Sohn Samy lebt und handelt radikaler, bricht sein Medizinstudium ab, will für Gerechtigkeit kämpfen und sich um die sozial Abgehängten kümmern. - Der Roman streift viele aktuelle Themen, z.B. CO2-Zertifikate kaufen für einen Flug nach Ibiza, alternative Energien ausbauen oder mehr Frauen in Führungspositionen. Haben er und seine Generation Krisen zu leichtsinnig ignoriert und egoistisch zu sehr nur nach sich selbst geschaut? Zum Ende seines Lebens zieht es ihn nach Deutschland zurück, um noch mal seinen Sohn zu treffen. Die Dystopie bietet ein intensives Leseerlebnis.

Berthold Schäffner

Berthold Schäffner

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Privilegierten

Die Privilegierten

Thomas von Steinaecker
S. Fischer (2023)

622 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 615649
ISBN 978-3-10-397517-8
9783103975178
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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