Bruder Kemal
Wer hätte das gedacht: nach über zehn Jahren Abwesenheit von der literarischen Bühne lässt Jakob Arjouni seinen Frankfurter Privatdetektiv Kemal Kayankaya wieder auftauchen. Kayankaya ist inzwischen richtig solide geworden, wohnt mit seiner Lebensgefährtin im Westend und denkt sogar über die Vaterrolle nach. Er hat zwei vermeintlich simple Jobs an Land gezogen. Einmal soll er eine abgängige höhere Tochter wieder heil ins Elternhaus zurückbringen und außerdem einen bedrohten marokkanischen Schriftsteller im Auftrag des Verlags während der Buchmesse beschützen. Beide Fälle berühren Kayankayas Identität als Adoptivkind mit türkischen Wurzeln, und wie schon bei seinen früheren Fällen üblich: was anfangs so unkompliziert aussah, wird schnell blutig und gefährlich, denn der türkische Prediger Scheich Hakim ist nicht zu Scherzen aufgelegt. - Ambivalente, gut gezeichnete Figuren, interessante Milieus, ein wunderbar lakonischer Ton, was kann sich ein Leser mehr wünschen als so gut unterhalten zu werden!
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Bruder Kemal
Jakob Arjouni
Diogenes (2012)
225 S.
fest geb.