Der Löwensucher
Die Familie Helger ist auf der Flucht vor Pogromen noch vor dem Ersten Weltkrieg aus Litauen nach Johannesburg ausgewandert. Der Vater ist Uhrmacher und bringt seine Familie trotz aller Schwierigkeiten durch. Sohn Isaac ist aber von klein auf etwas rebellisch, fliegt von mehreren Schulen. Die Mutter bestärkt den Sohn aber immer in seinen Absichten, ein Löwe zu werden und nicht ein Nichts zu bleiben. Aber erstmal findet sich nur normale Arbeit bei einem Transportunternehmen. Auch in Südafrika gibt es Antisemitismus und Isaac macht bald leidvolle Erfahrungen. Isaacs Mutter grämt sich mehr und mehr wegen ihrer in Litauen zurückgebliebenen Geschwister, zumal die Gefahr gerade im Baltikum immer größer wird. Sie offenbart Isaac, es gebe einen Verwandten in Südafrika, der zu Geld gekommen sei und der in der Lage wäre, die Aufnahmebeschränkungen der Regierung für jüdische Flüchtlinge zu unterlaufen. Bestechungsgeld wird tatsächlich zugesagt - Isaac setzt die Mittel allerdings anders ein, als von der Mutter vorgesehen ... - Eine opulente, leidenschaftliche Geschichte, sprachgewaltig einerseits, aber auch mit subtilen Beschreibungen von Landschaften und Stimmungen sowie mit überzeugend gezeichneten Charakteren. Der Autor, gebürtiger Johannesburger, schildert die Lebensumstände in den 30er und 40er Jahren in der Stadt eindringlich, die Sprache ist teilweise sinnlich und gelegentliche derbe Szenen sparen die Gewalt und Rassendiskriminierung nicht aus. Das Buch ist sowohl literarisch als auch historisch interessierten Lesern zu empfehlen und in allen Büchereien sehr gut einsetzbar. (Übers.: Stefanie Schäfer)
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Löwensucher
Kenneth Bonert
Diogenes (2015)
787 S.
fest geb.