Das kalte Blut

Konstantin Solm, genannt Koja, teilt mit dem jungen Hippie Basti ein Krankenhauszimmer. Nach einem in Aggressivität endenden Besuch von Kojas Bruder Hub beginnt Koja, seine Familiengeschichte zu erzählen. Alles beginnt im Jahr 1905 in Lettland, als der Großvater von russischen Revolutionären ermordet wird, nachdem er zornig einen Apfel nach ihnen geworfen hat. Zur gleichen Zeit erblickt Hub das Licht der Welt. Koja ist der Jüngere, empfindsam und künstlerisch begabt. Der Apfel wird zu einem Symbol zum Gedenken an den Großvater und für die Brüder ein Zeichen der eingeschworenen Gemeinschaft. In den Wirren der russischen Revolution wird das kleine, elternlose Mädchen Ev von der Familie aufgenommen, die wegen der adeligen Abstammung der Mutter selbst in Gefahr gerät. Als später die Nationalsozialisten ihre Finger nach dem Baltikum ausstrecken, ist Hub fasziniert, Koja hingegen voller Argwohn. Beide geben ihr Studium auf, nachdem der Vater einen Schlaganfall erleidet und übernehmen geheime Aufträge der Nazis. Sie müssen Geld verdienen, um für die Familie zu sorgen. So beginnt für die zwei eine Karriere bei der SS, die Entsetzliches fordert. Ev, die mit beiden Brüdern eine leidenschaftliche Liebe verbindet, droht daran zu zerbrechen, doch die Geschichte der Geschwister entwickelt sich außergewöhnlich weiter, bis sie von Koja im Jahr 1974 dem fassungslosen Hippie Basti erzählt wird. - Ein mitreißender, vielschichtiger und kluger Roman, der allerdings aufgrund des Umfangs Ausdauer voraussetzt. Der Autor Chris Kraus war 2013 Gewinner des Thomas-Strittmatter-Preises. Sein Film "Die Blumen von gestern" ist mit großen deutschen Schauspielern verfilmt. Für anspruchsvolle, an Familiengeschichten interessierte Leser/innen.