Ein Kommunist in Unterhosen
Claudia Piñeiro (Jahrgang 1960) ist auch hierzulande als literarische Stimme Argentiniens seit einigen Jahren bekannt und erfolgreich. In "Elena weiß Bescheid" (BP/mp 09/868) wählte sie eine intensive, quälende Mutter-Tochter-Beziehung zum Thema. Bei ihrem neuesten Buch handelt es sich hingegen um einen Vater-Tochter-Roman. Er spielt im Jahre 1976 als sich das Militär in Argentinien an die Macht putschte. Das Mädchen, an der Schwelle zum Erwachsenwerden, beobachtet seine Umgebung und insbesondere seinen Vater mit kritischem Blick. Sie spürt Veränderungen und fühlt, dass die Erwachsenen Geheimnisse vor ihr haben. Warum hat der Vater seine Arbeit verloren und welcher Art ist seine Beziehung zur Lehrerin? Das Buch ist zweigeteilt in einen literarischen Teil und einen mehr dokumentarischen Teil, der Argentiniens Entwicklung zur Militärdiktatur illustriert. In einem Vorwort stellt die Autorin dem Leser anheim, ob und wie er bei der Lektüre die zwei Teile miteinander verknüpfen mag. Das Buch beschreibt so die Funktionsmechanismen der Militärdiktatur im kleinen, privaten Rahmen. Für größere Bestände empfehlenswert. (Übers.: Peter Kultzen)
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ein Kommunist in Unterhosen
Claudia Piñeiro
Unionsverl. (2014)
199 S. : Ill.
fest geb.