Ein wenig Glück
Mary Lohans Auto ist auf einem beschrankten Bahnübergang steckengeblieben. Sie wollte die herabgelassene Halbschranke umfahren, wie viele andere auch. Sie kann sich selbst und ihren sechsjährigen Sohn Federico vor dem herannahenden Zug retten, Federicos Schulfreund Juan kommt bei dem Unglück jedoch ums Leben. Ihr schlägt deshalb Hass und Ablehnung entgegen. Marys Leben an der Seite ihres Mannes und ihre gesellschaftliche Stellung sind unwiederbringlich zerstört. Um ihren kleinen Sohn nicht zu belasten, ergreift sie die Flucht. Dabei hat sie "ein wenig Glück" - wie der Titel des Romans sagt - und trifft auf einen verständnisvollen Mann, der es ihr mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und einer "Bibliotherapie" ermöglicht, eine neue Lebensperspektive zu finden. Zwanzig Jahre nach der Katastrophe ergibt sich die Chance, in ihre Heimat zurückzukehren. Sie wagt es, trifft ihren erwachsenen Sohn und findet in dieser Begegnung Trost und "ein wenig Glück". - Die argentinische Schriftstellerin hat sich hierzulande bereits einen Namen gemacht und auch diesmal gelingt ihr eine bewegende, psychologisch fein austarierte Geschichte. Ab mittleren Beständen empfehlenswert. (Übers: Stefanie Gerhold)
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ein wenig Glück
Claudia Pineiro
Unionsverl. (2016)
218 S.
fest geb.