Fallstudie

In der Rahmenhandlung erhält der Autor Notizbücher einer jungen Frau, die Anschuldigungen gegen einen bekannten und umstrittenen Psychiater im London der 1960er Jahre erhebt. Er entschließt sich, die Notizbücher leicht überarbeitet zu publizieren. Fallstudie Die namenlose Ich-Erzählerin, eine schüchterne junge Frau, will den Suizid ihrer Schwester Veronica aufklären, dessen Ursache sie in der falschen Beratung durch den Psychiater Braithwaite sieht. Sie meldet sich unter falschem Namen als Rebecca Smyth (s. Daphne du Mauriers Roman) als Patientin bei Braithwaite an und ist zunehmend fasziniert von dessen ungewöhnlichen psychiatrischen Methoden. Mit dem Namen Rebecca wird aus ihr eine andere Persönlichkeit: extrovertiert statt introvertiert, hemmungslos statt zurückhaltend. Nach Auffassung des Psychiaters soll zur Gesundung kein „wahres Selbst“ die Oberhand gewinnen, sondern das Nebeneinander beider Persönlichkeiten ertragen werden. Im Lauf der Geschichte, in dem auch die fiktive Biografie Braithwaites und seines Hauptwerks “Töte dein Selbst” erzählt wird, wird immer klarer, welch zerrissene und gestörte Persönlichkeit sie ist - oder eine glänzende Schauspielerin und trickreiche Erzählerin. Eine spannend erzählte Geschichte, die ständig zwischen Realität und Fiktion pendelt und die Leser/-innen über die beiden Persönlichkeiten der Ich-Erzählerin verwirrt zurücklässt. Und eine ironische Beschreibung der psychiatrischen Strömungen der 1960er Jahre.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Fallstudie

Fallstudie

Graeme Macrae Burnet ; aus dem Englischen von Georg Deggerich
Kampa (2022)

357 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 609368
ISBN 978-3-311-10040-9
9783311100409
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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