Die Töchter des Nordens
Ein Buch, auf dessen Cover steht, dass es "eines der besten des Jahrzehnts" (The Times) sei, mag schon Neugier wecken. Die vielfach ausgezeichnete Autorin Sarah Hall lässt hierin eine Frau, die sich "Schwester" nennt, von ihrem Kampf gegen ein autoritäres
Regime erzählen, das den Notstand nach Klimakatastrophe und wirtschaftlichem Niedergang mit aller Härte gegen seine Bürger verwaltet. Zwangsarbeit, menschenunwürdige Gemeinschaftsunterkünfte, Ausgangssperren und brutal durchgeführte Sterilisationen von Frauen prägen das Leben in Cumbria, einer der letzten Städte Englands. Schwester beschließt, ihren Mann, mit dem sie nichts mehr verbindet, zu verlassen, um sich heimlich auf den Weg nach Norden zu begeben. Dort möchte sie sich einer Frauengemeinschaft anschließen, die noch frei und autark lebt. Schon seit vielen Jahren hat sie von der charismatischen Gründerin Jackie gehört und hofft, von dieser gut aufgenommen zu werden. Doch sie wird feindselig empfangen und erst nach einigen folterartigen Prüfungen wird sie von der Gemeinschaft akzeptiert. Freundschaft, Liebe (auch sexuelle) und mühsame Arbeit auf dem Land erfüllen sie. Aber dann kommt der Zeitpunkt, wo Jackie den Frauen klar macht, dass sie gegen die Obrigkeit kämpfen müssen, um sowohl sich selbst als auch Stadt und Land zu retten. Sie selbst ist militärisch überaus erfahren und übernimmt die Ausbildung, die wohl in Härte und Grausamkeit der einer Terrormiliz in nichts nachstehen mag. - Es ist sicher ein in seinen Beschreibungen zuweilen quälender, harter und dystopischer Roman, der von einem radikal gelebten, kriegerischen Feminismus zeugt und ganz im Trend unserer Zeit liegt, der aber nicht jedem gefallen mag.
Barbara Nüsgen-Schäfer
rezensiert für den Borromäusverein.

Die Töchter des Nordens
Sarah Hall ; aus dem Englischen von Sophia Lindsey
Penguin Verlag (2021)
251 Seiten
fest geb.