Sechs Jahre sind die Ewigkeit

1937 geboren, als sein Vater schon verhaftet war, lernt der kleine Eduard zuerst polnisch sprechen, bis seine Mutter als polnische Spionin ebenfalls verhaftet wird und das Kind 1939 in einem Heim für Kinder von "Volksfeinden" landet, wo es russisch Sechs Jahre sind die Ewigkeit lernen muss. Nach Kriegsbeginn werden die Kinder nach Sibirien gebracht. "Essen ist das Hauptthema (ihres) Lebens". Eduard wächst dort mit ständigem Hunger und ohne Liebe auf und sehnt sich danach, seine Mutter in Leningrad wiederzufinden. Die Rangordnung auch unter den Kindern ist streng; Eduard, ein dürres kleines Kind, das den Spitznamen "Schatten" hat, zeichnet sich durch Fingerfertigkeit und zeichnerische Fähigkeiten aus - er begreift schnell, dass gutes Handwerk geschätzt wird. Kurz nach Ende des Kriegs gelingt es Eduard endlich zu fliehen. Im Sommer versteckt er sich in Zügen, die in Richtung Westen fahren; im Winter sucht er in Heimen Unterschlupf. Immer wieder gelingt es ihm, zu fliehen und weiterzukommen, bis er nach sechs Jahren endlich am Ziel ist und seine Mutter wieder trifft. - Die - autobiografische - Geschichte vom Leben und Überleben des Kindes in sowjetischen Kinderheimen und während der jahrelangen abenteuerlichen Flucht wird in einer eindringlichen Sprache ohne jegliche Larmoyanz beschrieben. Besonders ergreifend ist die Schilderung der Zubereitung eines "Festschmauses" für die Silvesternacht 1944/45, als die Kinder Brot, Milch und Zucker, das sie angespart hatten, zu Eis verarbeiten. Eine Lektüre, die den Leser nicht mehr loslässt - sehr empfohlen. (Übers.: Renate u. Thomas Reschke u. Ganna-Maria Braungardt)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Sechs Jahre sind die Ewigkeit

Sechs Jahre sind die Ewigkeit

Eduard Kotschergin
Aufbau (2013)

235 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 574506
ISBN 978-3-351-03526-6
9783351035266
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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