Y
Jan Böttchers politische Liebes- und Familiengeschichte führt vom Hamburg der 1990er Jahre in den kriegszerrissenen Kosovo. Der Erzähler, ein erfolgreicher Designer vom Computerspielen, folgt den Spuren einer deutsch-albanischen Kleinfamilie. Jakob ist nach Prishtina gefahren, dorthin ist seine Freundin Arjeta gegangen. Dort bekommen sie ein Kind, den Jungen, der später Freundschaft mit dem Sohn des Erzählers schließt. - Der Roman stellt die ratlose Frage, was der Krieg, der für Arjetas Brüder "Blutzoll" ist, aus den Menschen macht. Jakob entwickelt martialische Computerspiele, Arjeta engagiert sich im sozialen Bereich. Wie man diesen kleinen Stammbaum einer großen europäischen Tragödie beschriftet, für den das "Y" im Titel spricht, bleibt dem Leser überlassen. Jan Böttcher ist auch Songwriter, aber die Musikalität der früheren Romane muss sich diesmal der Geschichte unterordnen. Ein nachdenklicher Roman, größeren Beständen empfohlen.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Y
Jan Böttcher
Aufbau-Verl. (2016)
255 S.
fest geb.