Der Attentäter

Der Autor schildert die letzten Tage vor dem 28. Juni 1914 - dem Tag, an dem Österreichs Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sarajevo besuchen - aus unterschiedlichen Perspektiven: aus der privaten Sicht der hochadeligen Familie; aus der Perspektive Der Attentäter junger bosnischer Serben, die sich zum Attentat entschlossen haben; aus dem Blickwinkel eines alerten Geheimdienstchefs (eine der wenigen erfundenen Personen); aus der Sicht des obersten Verwaltungsbeamten von Bosnien, der nichts wahrhaben will, was den prächtigen Empfang für das Thronfolgerpaar schmälern könnte. Der Schüler Gavrilo Princip, der die tödlichen Schüsse abfeuerte, wird ambivalent gezeichnet: Nicht zuletzt wegen seines Tuberkuloseleidens ist er zum großen patriotischen Opfer bereit. Es wird ihm erst in den letzten Stunden bewusst, dass er bislang nur eine ganz beschränkte Sicht auf seine Umwelt hatte. Schöne Passagen im Roman sind die Reibereien und Auseinandersetzungen der jungen Verschwörer, während sie von Belgrad nach Sarajevo unterwegs sind. Wie sie die eigenen Zweifel auf die anderen projizieren. Und wie die Leitenden der serbischen Geheimorganisation Schwarze Hand die jungen Männer für ihre Zwecke manipulieren. - Gerade weil das Attentat nahezu jedem bekannt ist, lohnt es sich, mehr über die menschliche Seite zu erfahren. Die umfangreichen gesicherten Fakten erlauben den Einschub fiktiver Szenen und Personen, ohne die Kernmotive zu verrücken.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Attentäter

Der Attentäter

Ulf Schiewe
Bastei Lübbe Taschenbuch (2019)

Bastei Lübbe Taschenbuch ; Band 17903
509 Seiten, Karten
kt.

MedienNr.: 599950
ISBN 978-3-404-17903-9
9783404179039
ca. 12,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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