Papst & Teufel
Der Münsteraner Theologe Hubert Wolf ist einer der bekanntesten Kirchenhistoriker in Deutschland. Nachdem 2003 die Akten für die Zeit Pius' XI. freigegebenen wurden, erforschte er im Vatikanischen Archiv das Verhältnis zwischen dem Dritten Reich
und dem Vatikan. Wolf hat in den letzten Jahren in der "Frankfurter Allgemeinen" und in wissenschaftlichen Zeitschriften mehrmals über seine Arbeit berichtet. In seinem Buch "Papst & Teufel" fasst er die bisherigen Ergebnisse für eine breite Öffentlichkeit zusammen. Mit der Titelformulierung deutet er die Spannung an, in der der Heilige Stuhl in seinem Verhältnis zu totalitären Regimes steht. Wolf zeigt, dass die Vorwürfe in vielen Fällen unberechtigt waren, die in diesem Zusammenhang gegen den Vatikan erhoben wurden. Das Buch ist in fünf Großkapitel eingeteilt. Das erste beschreibt, wie Pacelli als Nuntius in Deutschland gegenüber der Ortskirche und den Bischöfen den römischen Zentralismus durchzusetzen versuchte. Das zweite Kapitel behandelt einen Streit im Vatikan über den Antisemitismus im Jahr 1928, der auch die wiederum gegenwärtig aktuell gewordene Frage der Karfreitagsfürbitte tangiert. Das dritte Kapitel behandelt das Reichskonkordat sowie das damalige (1933) Einschwenken der Bischöfe gegenüber dem Nationalsozialismus. Wolf berichtet dabei, dass sich in den Akten kein Hinweis auf eine Verbindung zwischen der Zustimmung der Zentrumspartei zum Ermächtigungsgesetz und dem Reichskonkordat finden lässt. Das vierte und fünfte Kapitel behandeln die möglichen und auch erfolgten Stellungnahmen gegen den Nationalsozialismus sowie u. a. auch die neu zu bewertende Rolle des Rektors der Anima, Bischof Alois Hudal. Hubert Wolfs Buch ist ein wichtiger Beitrag in der scheinbar nie enden wollenden Diskussion um die Rolle der katholischen Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus.
Evelin Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.

Papst & Teufel
Hubert Wolf
Beck (2012)
Beck'sche Reihe ; 6036
360 S. : Ill.
kt.