Unsere Spiele enden nicht
Wenn es die Gattung der Familiengedichte geben sollte, dann hat sie Dirk von Petersdorff erfunden. In seinem neuen Gedichtband "Unsere Spiele enden nicht" windet er der "Familie" einen Kranz und vergisst dabei den "Liebesmorgen" und die "Meditationen" des poetischen Schöpfers nicht. Der ist in diesen Gedichtzyklen ein formgewandter und einfallsreicher Beobachter nicht nur der Tochter-Pubertiere mit ihrer rätselhaften "Juni-Schwermut", mit ihren unfertigen Wahrheiten und vertaumelten Aktionen. Er erinnert sich auch der Bombentraumata der eigenen Mutter und des interkulturellen Fußballspielens von Vätern und Söhnen - sowie des ersten Worts der Geliebten nach einer Augustnacht am Kieler Hafen und ihres Lächelns im Urlaubsstau auf Korsika. Dirk von Petersdorff macht sich einen Reim auf familiäre Urszenen, er rhythmisiert die Farbe Blau, er denkt poetisch über Fruchtgummi und Vogelstimmen nach. Der Dichter macht das Pathos leicht, er findet ganz wenig in allem und ist spiel- und signalbereit für das Nahe, empathisch für die kleinen Dinge in einer Welt, die nicht groß sein muss, um ins Gedicht zu kommen, etwa in eine wohlkomponierte Reihe von wunderbaren Sonetten mit pointierten Schlusscouplets. Eine Lesefreude und ein Denkgewinn, allen Beständen empfohlen.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Unsere Spiele enden nicht
Dirk von Petersdorff
C.H.Beck (2021)
75 Seiten
fest geb.