Zeit der Aussteiger
Mitte des 19. Jahrhunderts verlassen immer mehr Künstler/-innen ihr Atelier, um in der Natur zu malen und zu zeichnen. Sie erkunden nicht nur die Großstädte, sondern auch die Umgebung. Gerade hier, fernab vom Trubel der Metropolen, entwickeln sich kreative Zentren, die zum Treffpunkt für allerhand Kreative werden. Schriftsteller/-innen, Musiker/-innen und andere folgen, oft begleitet von Familie und Freunden. Das Buch besucht zehn solcher "Sehnsuchtsorte" in Europa (u.a. Barbizon, Capri, Altaussee und Worpswede) und stellt die vielen bekannten wie weniger bekannten Protagonist/-innen vor. So manches Mal entwickelten sich die Künstlertreffs zu mondänen Orten, die nicht nur zur Sommerfrische besucht wurden. Hier konnten - abseits bürgerlicher Regeln - alternative Lebensentwürfe gelebt werden, ob nun vegetarische Ernährung, Frauenemanzipation oder freie (auch gleichgeschlechtliche) Liebe. Nicht immer traf das auf Gegenliebe bei der einheimischen Bevölkerung. Die vielen Abbildungen im Text und einige Farbtafeln geben einen Eindruck vom Leben in den Kolonien und den dort geschaffenen Werken. Eine spannende und beinahe zeitlose Lektüre, die sicher auch das Interesse weckt, den einen oder anderen Ort einmal selbst zu besuchen. Für größere Bestände.
Felix Stenert
rezensiert für den Borromäusverein.
Zeit der Aussteiger
Andreas Schwab
C.H.Beck (2021)
333, [16] Seiten : Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.