Marina

Zwei Brüder begegnen am Strand einem Mädchen, das sie mit nach Hause nehmen. Zunächst spricht sie nicht und die Brüder nennen sie Marina. Doch kaum, dass sie sich in der Familie eingelebt hat, fängt sie an zu erzählen: sie stamme aus dem Meer, Marina ihre Eltern seien die Meerkönige und an ihrem Geburtstag dürfe sie shoppen gehen. Der ältere Bruder hat Zweifel an der Wahrhaftigkeit von Marinas Erzählungen. Was ist wahr, was ist gut erfunden, was trennt die Flunkerei von der groben Lüge? Diese Fragen werden von Marina verkörpert, dem geheimnisvollen Meerwesen, das auch einfach nur ein Straßenkind sein könnte. - Der Autor und Illustrator setzt seine Mittel gut ein, um in jeder Szene auf dem Grat der Tatsachen und der Fiktion zu wandeln. Wovon der jüngere Bruder erzählt, ist Marianas Version der Geschichte, aber auch der Ältere kommt mit seinen Zweifeln zu Wort. Die Bilder sind von frappierender Überzeugungskraft, ob sie die funktionalen Häuserzeilen oder aber eine zauberhafte Welt unter der Wasseroberfläche zeigen. Doch hält gerade dieser fast luftleere, hyperrealistische Bildraum eine Doppelbödigkeit bereit, die den Einbruch des Surrealen ins Reale geradezu provoziert. Somit spiegeln sich in den Haltungen des Brüderpaars auch die der Betrachter/-innen: zwischen Vertrauen und Zweifel lebt die Akzeptanz von Rätselhaftigkeiten.

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Marina

Marina

Nikolaus Heidelbach
Beltz & Gelberg (2022)

[40] Seiten : farbig
fest geb.

MedienNr.: 609743
ISBN 978-3-407-75632-9
9783407756329
ca. 15,00 € Preis ohne Gewähr

Borromäus-Altersempfehlung: ab 6
Systematik: KK
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