Der Zauberer
Als Thomas Manns Vater, den alle nur den Senator nennen, stirbt, verfügt er, dass seine Firma aufgelöst wird, da er weder seiner Frau Julia noch einem seiner Kinder eine Führung des Geschäftes zutraut. Aufgrund seiner schlechten schulischen Leistungen wird Thomas von einem Vormund, den sein Vater eingesetzt hat, nach München geschickt, wo er eine Stelle bei einer Versicherung annehmen soll. Bald schon widersetzt sich Thomas den Anweisungen. Mit finanzieller Unterstützung seiner Mutter unternimmt er zusammen mit seinem Bruder Heinrich eine Italienreise und nutzt die Zeit, um zu schreiben. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Colm Tóibín zeigt immer wieder auf, wie eng Thomas Manns Romane und Novellen mit seinem Leben verknüpft sind: Seine Kindheit in Lübeck, die Krankheit seiner Frau Katia, die in einem Sanatorium behandelt wird, seine homoerotischen Neigungen. All dies findet seinen Niederschlag in der Welt seiner Bücher. Tóibín gelingt es, die Familie Mann und ihre Zeit lebendig werden zu lassen. Der Autor erzählt das Leben Manns chronologisch, konzentriert auf die emotionale Entwicklung und das private Lebensumfeld des berühmten deutschen Autors.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Zauberer
Colm Tóibin ; aus dem Englischen von Giovanni Bandini
dtv (2023)
556 Seiten
kt.