Der heutige Tag

Über fünfzig Jahre hat Helga Schubert mit ihrem Mann verbracht. Er ist dreizehn Jahre älter als sie. Im Alter haben sie Berlin verlassen und sind aufs Land gezogen. In ihrem Haus in Mecklenburg-Vorpommern kümmert sie sich mit Hilfe eines Pflegedienstes Der heutige Tag um den schwer kranken und zunehmend dementen 90-Jährigen. Viele Stunden sitzt sie an seinem Bett und spricht mit ihm, beide hören gemeinsam Musik oder schweigen. Schubert berichtet vom Kennenlernen, als sie eine junge Abiturientin und er bereits Assistent am Psychologischen Institut in Berlin ist. Beide heiraten zunächst andere Partner/-innen und bekommen Kinder, bevor sie zueinander finden. Neben dem Beruf beginnt sie zu schreiben und er zu malen. Schubert erzählt vom Dorfleben, von Beerdigungen im Freundeskreis und in der Nachbarschaft, vom Schmerz und der Trauer. Auch wenn sie häufig mit ihrem Schicksal hadert, Angst hat, ihre Aufgabe nicht bewältigen zu können, fühlt sie sich von Gott getragen. Und als ihr Mann fragt, wie viele Tage ihm denn noch bleiben, antwortet sie, dass das nur Gott wisse und kocht Kakao (S. 102). Schreibend bereitet sich Helga Schubert auf den Tod ihres geliebten Mannes vor. Dieses „Stundenbuch der Liebe“ ist ein einfühlsames Stück Literatur, das auf wunderbare Weise ermutigt und tröstet. Ein Muss für alle Büchereien!

Susanne Emschermann

Susanne Emschermann

rezensiert für den Borromäusverein.

Der heutige Tag

Der heutige Tag

Helga Schubert
dtv (2023)

264 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 615065
ISBN 978-3-423-28319-9
9783423283199
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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