In einem fremden Wald
Als die "Monster" (= Soldaten) das Land besetzen, wird Pula von ihrer Mutter gezwungen, zu ihrer Rettung ins Nachbarland zu fliehen. Einerseits ist sie froh, den Zwängen der mütterlichen Ermahnungen zu entkommen, andererseits fühlt sie sich zu jung, um ihr Leben allein zu bestreiten. Unterwegs trifft sie Pelge, auch er heimatlos. Zusammen finden sie in einem unheimlichen Wald ein einsames Haus. Hier lebt Eva, die eine fremde Sprache spricht und deren Bauch komische Geräusche macht. Sie gebiert einen blauen Wurm, der rasant wächst und alle und alles zu verschlingen droht. - Obwohl die Autorin Handlung und Dialoge in sehr verkürzte Sprache fasst, entsteht für die Lesende doch ein genaues Bild. In Andeutungen werden die Flucht- und Verfolgungsursachen ebenso skizziert, wie die schwierige Mutter-Tochter-Beziehung. Für die Leserin bleibt am Ende der Interpretationsspielraum, ob der blaue Wurm ein äußerer oder innerer Dämon ist, wobei die Protagonistin ihn durch ein Verhalten besiegt, für das sie immer gerügt wurde. Emanzipation also auf jeden Fall. - Für ausgebaute Bestände, auch wegen des wenig büchereitauglichen Formates.
Astrid Frey
rezensiert für den Borromäusverein.
In einem fremden Wald
Doris Dörrie
Dt. Taschenbuch-Verl. (2017)
dtv ; 71746 : short
110 S.
kt.