Mütter

Der holländische Liedermacher und (Lebens-)Künstler Hermann van Veen (Jg. 1945) ist ein Kind der Nazi-Okkupation seiner Heimat. Krieg und Naziherrschaft, das Überleben der Familie, die alltägliche Fürsorge und spätere Anteilnahme am Leben des Mütter Erwachsenen – all das beschreibt van Veen in der von ihm bekannten herzlichen, subjektiv anrührenden Weise. Das enge Verhältnis zur Mutter wird in jedem Satz deutlich, selbst noch, wenn der Autor über Künstliche Intelligenz und Natur nachdenkt: „Leben heißt, nicht ohne einander zu können“ (S. 85). Dass er als Erwachsener, mit dem Tod seine Mutter loslassen konnte, seine Dankbarkeit und das Herzensgefühl des behüteten Kindes ihm geblieben sind, verdankt er sicher auch den im Buch erwähnten Töchtern und Enkeln wie der unausgesprochenen, aber tief verankerten religiösen Empfindung. Vor jedem Bühnenauftritt küsst er das kleine Marienbild, das er zum Dank für seine Kunst einst von einer älteren Frau bekam. Seine eigene Karriere, dem Wunsch, im Kirchenchor zu singen, beginnt der aus nicht-religiösem, protestantischen Elternhaus stammende van Veen gar mit der Behauptung, Katholik zu sein. Anders hätte er nicht das Ave Maria in der Kirche singen dürfen. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Anrührend und mit großer Sensitivität geschrieben nimmt das Buch die Leser/-innen an die Hand, um ihnen die Vision des Homo spritualis zu zeigen: Wenn alle das Leben so lieben, wie eine Mutter ihr Baby (S. 134). Mit solchem schönen Lobgesang auf die Mütter, das Leben und die umfassende Liebe, gefüllt mit Anekdotischem und Nachdenklichem, ist das Buch für alle sehr empfehlenswert – nicht nur zum Muttertag.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Mütter

Mütter

Herman van Veen ; aus dem Niederländischen von Thomas Woitkewitsch
Knaur (2023)

169 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 613548
ISBN 978-3-426-28623-4
9783426286234
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Mu
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