nachtstill geplündert
Anna Maria Leenen lebt als Eremitin in Norddeutschland. Für das Leben in Gebet und Arbeit hat sie sich nach ihrer Konversion zum Katholizismus (1986) entschieden. Zuvor hat sie als Sportlehrerin und Bewegungstherapeutin gearbeitet und in Südamerika mit ihrem Freund eine Büffelfarm aufzubauen versucht. Ihren Lebensunterhalt verdient sie (ohne "Scheck vom Bischof") mit Büchern über Spiritualität, Theologie und Umwelt. Das sollte man wissen, wenn man sich ihren Gedichten aus dreißig Jahren nähert, die in dem Band "nachtstill geplündert" gesammelt sind. Ästhetisch und literaturgeschichtlich gibt es in den Texten nicht viel zu holen. Muss es aber hier auch nicht! Einfache Worte und knappe, interpunktionslose Sätze reichen, um ernste Gedanken über Gott und den Alltag auszudrücken. Die Gedichte sprechen von Stille und Sturm, vom Ringen ums rechte Wort und guten Wein, Nachtliedern "aus friedlosem Brunnen" und einem "nach oben offen[en]" Morgen - und von dem "Du", das Gott ist. Es sind nicht immer bruchlose ("Gebete sind Fraktale") Gedichte, aber Texte, die aus der Einheit von Erfahrung und Sprache kommen. Für größere Bestände.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
nachtstill geplündert
Maria Anna Leenen
Echter (2016)
95 S.
kt.