Weltretten für Anfänger
Der Sprachlehrer Surunen und seine Freundin Anneli haben sich im Ortsverein von Amnesty International in Helsinki kennen- und lieben gelernt. Bald stellt Surunen fest, dass ihre Beschwerdebriefe an diverse Diktatoren nicht reichen, um politische Gefangene freizubekommen. Voller Tatendrang fährt Surunen deshalb in die fiktive mittelamerikanische Militärdiktatur Kalmanien, um dort einen gefangenen Hochschullehrer zu befreien. Schnell knüpft er dank seiner verbindlichen Art und seiner natürlichen Autorität die nötigen Kontakte und verschafft sich unter dem Vorwand, sprachwissenschaftliche Studien an den politischen Gefangenen durchführen zu wollen, Zugang zum Staatsgefängnis. Nach gelungener Mission reist der "Weltretter" Surunen weiter in den osteuropäischen, ebenfalls fiktiven, sozialistischen Staat Kytislawonien, um auch dort seiner selbstauferlegten Pflicht nachzugehen. - Dieser unterhaltsame, satirische Roman bietet auf bewährter Art des auch in Deutschland sehr erfolgreichen finnischen Autors Arto Paasilinna (zuletzt "Heißes Blut, kalte Nerven", BP/mp 15/928) eine äußerst fantasievolle Handlung und unzählige skurrile Szenen. Darüber hinaus formuliert Paasilinna einen Appell für Menschenrechte und Menschenwürde und kritisiert scharf Ungerechtigkeit, Korruption und ausufernde Bürokratie. Obwohl der erst jetzt ins Deutsche übersetzte Roman im Original bereits 1986 erschien, im Zeitalter von Glasnost, Tschernobyl und Entdeckung des AIDS-Virus, fühlt sich das Thema überhaupt nicht angestaubt an. Insbesondere bei männlichen Lesern gut einsetzbar. Breit empfohlen. (Übers.: Regine Pirschel)
Maria Holgersson
rezensiert für den Borromäusverein.
Weltretten für Anfänger
Arto Paasilinna
Ehrenwirth (2016)
316 S.
fest geb.