Esti
Kornél Esti ist eine legendäre Figur aus dem Werk des 1936 verstorbenen ungarischen Autors Dezsö Kosztolányi. Er gilt, so der Klappentext des vorliegenden Bandes, als erster moderner Romanheld der ungarischen Literatur. Sein Fortleben ist mit Péter Esterházys Roman, der nach Esti benannt ist, gesichert, wenn nicht kanonisiert. Was ist und wovon erzählt "Esti"? Es ist eigentlich kein Roman mit einer fortlaufenden Handlung, sondern ein mäandernden Text, bestehend aus 77 Geschichten, die wiederum in die verschiedensten Formteile zerfallen. Man liest Aphorismen, Fragmente, Novellistisches und Anekdotisches, Phantastisches und Groteskes, Liebesbriefe, Gedichte und Dramenexposés. Esti selbst ist ein grandioser Verwandlungskünstler - und insofern eine Spiegelfigur Esterházys selbst, der einmal bekannt hat, dem Schriftsteller komme es weniger auf Verständigung an, sondern auf Erkenntnis, er sei daher Auftraggeber, Architekt, Maurer und Polier in einem, und, wenn nötig, auch die attraktive Ehefrau des Hausherren. Esti ist demgemäß mal Mann, mal Frau, einmal in grandioser Anlehnung an Kafkas Novelle "Die Verwandlung" ein Gemälde, das morgens aus unruhigen Träumen erwacht. Esterházy schreibt ausschweifend und abenteuerlustig, aus dem Füllhorn der dichterischen Fantasie: ein universaler Autor und nach "Harmonia caelestis" (2001) ein neuer Versuch des totalen Romans. Anspruchsvolle Lektüre, größeren Beständen empfohlen. (Übers.: Heike Flemming)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Esti
Péter Esterházy
Hanser Berlin (2013)
358 S.
fest geb.