Das Feuer und die Töchter

Bei der Lektüre der Gedichte von Lars Gustafsson hält man immer irgendwann inne, manchmal beginnt es schon bei den Titeln. "Aus den Erinnerungen eines Hobels": Bevor man schon den ersten Vers liest, ist man verwirrt, aber auch neugierig. An was erinnert Das Feuer und die Töchter sich ein Hobel? "Unter der Oberfläche der Dinge/ verbirgt sich nichts anderes/ als die Oberfläche der Dinge./ So lange wie etwas/ von den Dingen übrig bleibt/ ist es Oberfläche. Nichts anderes." Man liest das Gedicht immer wieder und langsam dämmert eine Erkenntnis auf. So ist es ja tatsächlich. Du kannst einen Gegenstand so oft und so kunstvoll bearbeiten. Nie wirst du erkennen, was sich unterhalb der Oberfläche befindet. Und ist es nicht auch so mit den Menschen, die du noch so lange und so konzentriert anschauen kannst? In solchen Gedichten spürt man immer auch den Philosophen Lars Gustafsson, der in einem so scheinbar leichten Erzählton zu schreiben versteht, hinter dem sich aber oft sehr existenzielle Lebensthemen verbergen. Seine Gedichte, so hat es einmal ein Kritiker geschrieben, sind von einer "einfachen Klarheit im Detail. Völlig transparent. Aber auch bei hellstem Tageslicht können die Wege mit seltsamen Windungen überraschen." Gedichte von Lars Gustafsson sind immer Geschenke, die man dem Anderen wünscht, damit der Andere vielleicht ahnt, was man sich selbst als Geschenk wünscht. (Übers.: Verena Reichel)

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Feuer und die Töchter

Das Feuer und die Töchter

Lars Gustafsson
Hanser (2014)

101 S.
fest geb.

MedienNr.: 409162
ISBN 978-3-446-24473-3
9783446244733
ca. 15,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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