Nagasaki

Vor 70 Jahren löschten US-Streitkräfte durch den Abwurf der ersten Atombomben zwei japanische Städte aus. Klaus Scherer, der im vorliegenden Buch Ergebnisse seiner Recherchen zu seiner Fernsehdokumentation vorlegt, ist ein gestandener Journalist Nagasaki und Kenner der USA wie Japans. Wenn er sich dem Urteil vieler Historiker anschließt und den Atombombeneinsatz gegen Nagasaki als militärisch unnötig und human nicht zu rechtfertigen geißelt, eröffnet er damit eine grundlegende und äußerst wichtige Revision der Geschichtsschreibung, nicht nur des Zweiten Weltkriegs, sondern auch der militärisch-politischen Legitimation von Atomwaffen. Scherer lässt die Experten wie die überlebenden Opfer zu Nagasaki zu Wort kommen, enthüllt mit detektivischem Spürsinn und Genauigkeit die Schritte, die zum Entschluss des Atomwaffeneinsatzes gegen Hiroshima und Nagasaki führten und stellt die Propagandastrategien der USA dar. Das äußerst informative Buch versetzt den Leser in die Lage, sich über das Geschehen ein profundes, eigenes Urteil bilden zu können. Überraschend etwa, welche Rolle Stalin im Ringen um die Hegemonie im pazifischen Raum spielte. Erschütternd die Berichte der Überlebenden, lebenslang gezeichnet vom Ereignis, in dessen Zentrum ausgerechnet die christliche Kathedrale im Ausländerviertel Nagasakis lag. Die mitreißende, gleichwohl sachliche und unparteiische Darstellung, die vielen Aspekte des Themas und der darin enthaltende mahnende Ruf zu Wahrheit und Humanität verdienen weite Verbreitung. Ein Muss für zeitgeschichtlich interessierte Leser, allen Büchereien empfohlen.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Nagasaki

Nagasaki

Klaus Scherer
Hanser Berlin (2015)

253, [16] Bl. : Ill. (z. T. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 582752
ISBN 978-3-446-24947-9
9783446249479
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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