Blaupause
Weimar 1921: Lange hat Luise ihre Eltern darum gebeten, im Bauhaus bei Künstlern wie Walter Gropius und Paul Klee studieren zu dürfen, bis endlich ihr Wunsch bewilligt wird. Als Bürgerstochter ist sie nämlich eigentlich zur Rolle der Ehefrau bestimmt, die das Haus hütet und sich um Mann und Kinder kümmert. Nichts widerstrebt Luise mehr und so stürzt sie sich voller Tatendrang in das intensive und fordernde Studentenleben am Bauhaus, im Zuge dessen sie nicht nur Statik, Tischlern und Weben, sondern auch sich selbst besser kennenlernt. Begeistert vom charismatischen Johannes Itten, der sie und ihre Kommilitonen in der Formenlehre unterrichtet, sowie vom schönen Jakob, lässt sie sich zur Naturmystikerin bekehren, bis sie endlich die dahinterstehenden Ideologien durchschaut. Anschließend verläuft ihr Leben wieder etwas ruhiger und sie widmet sich dem Studium mit vollem Eifer. Doch bald schon wird sie auf zweifache Weise mit Sexismus konfrontiert: Am Bauhaus kämpft sie darum, als einzige Frau in die Baulehre aufgenommen zu werden. Zu Hause begegnet sie ebenfalls Problemen, denn ihr Vater, der sie immer noch finanziell unterstützt, möchte nicht mehr, dass sie das Bauhaus besucht. Stattdessen wird sie auf eine Haushaltsschule geschickt. Schließlich schafft sie es aber doch wieder ans Bauhaus, diesmal nach Dessau, um ihren Platz in einer von Männern dominierten Architektur- und Arbeitswelt einzunehmen. - Enzensberger schreibt packend und realistisch, aber nicht überfrachtet mit historischen Details. Sehr zu empfehlen für Architektur- und Geschichtsliebhaber.
Clara Braun
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Blaupause
Theresia Enzensberger
Hanser (2017)
254 S.
fest geb.