Stumme Erde
Schätzungsweise 75 Prozent der Insektenbiomasse ist in den letzten fünfzig Jahren verlorengegangen, und auch die Biodiversität leidet bekanntermaßen unter einem massiven Artenschwund. Der bekannte britische Hummelspezialist und Naturschützer Goulson möchte mit seinem Buch, dessen Titel sich an den berühmten Weckruf "Der stumme Frühling" von Rachel Carson anlehnt, zur Rettung der Insektenvielfalt beitragen. Dazu setzt er zum einen auf den emotionalen Zugang ("Wunder der Insekten", Horrorvision einer Zukunft ohne Insekten), zum anderen auf solide Informationen über die ökologische und ökonomische Bedeutung der Gliedertiere. Im Zentrum stehen die vielfältigen Ursachen des Insektensterbens. Das Schlusskapitel analysiert realisierbare Maßnahmen zur Umsteuerung in eine insektenfreundlichere Welt und gibt Praxistipps für den Alltag. Dem Autor gelingt es, Begeisterung für eine oft unterschätzte Tiergruppe zu wecken und gleichzeitig komplexe Zusammenhänge anschaulich und fundiert anhand plastischer Beispiele zu erklären. Kurzporträts von verhaltensbiologisch besonders interessanten Arten runden diese wichtige Neuerscheinung ab, die allen Büchereien gerne empfohlen wird. Schade nur, dass der Verlag auf eine Visualisierung der besprochenen Insektenarten gänzlich verzichtet hat.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Stumme Erde
Dave Goulson ; aus dem Englischen von Sabine Hübner
Hanser (2022)
366 Seiten : Illustrationen, Diagramme
fest geb.
Auszeichnung: Sachbuch des Monats