Der Geruch von Ruß und Rosen
Im dritten Band von Madinas Geschichte (s. BP/mp 16/1039, 22/372) erzählt sie in Tagebuchform von ihrer fortschreitenden Integration und den Konflikten in der Familie. Der stärkste Gegner der neuen Werte von Gleichberechtigung, ihr Vater, ist allerdings in die alte Heimat zurückgekehrt, um sich um seine Mutter zu kümmern. Auch wenn ihr die Abwesenheit des Vaters die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben gibt, fährt Madina nach Kriegsende zurück, um ihn zu suchen. Sie findet ihn völlig traumatisiert in einem Versteck und nimmt ihn mit nach Deutschland, wo er nur mühsam mit den neuen Werten zurechtkommt. Vor allem seine zerstörte Rolle als Familienoberhaupt, seine physische und psychische Schwäche treibt ihn in den Alkoholismus, was seine Schwäche verstärkt. Madina gelingt es mit der Hilfe von Freunden und ihrer unerschütterlichen Liebe zu ihm, dass er erste Schritte in die neue Gesellschaft wagt. Madinas Heimat ist ein nicht präzise benanntes Land und steht für so viele von Kriegen erschütterte Länder und Madinas Familie für so viele vor diesen Kriegen Geflüchtete. Eindrucksvoll werden die Leser für die Traumata der Menschen sensibilisiert und für die oft mühsame Integration geworben.
Lotte Schüler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Geruch von Ruß und Rosen
Julya Rabinowich
Hanser (2023)
238 Seiten : Illustrationen
kt.