Valentinstag

Der 74 Jahre alte Bascombe fährt mit seinem Sohn, 47 Jahre alt und an ALS erkrankt, im Winter im Norden der USA herum; Ziel ist letztlich Mount Rushmore, der Berg mit den vier in die Felsen gemeißelten US-Präsidentenköpfen. Frank Bascombe war hier Valentinstag als Kind einmal mit seinen Eltern; er will wieder dorthin und es vor allem seinem todkranken Sohn Paul zeigen. Vater Bascombe hat in seinem Leben schon eine Menge an Schicksalsschlägen verkraften müssen. So ist ein weiterer Sohn schon vor Jahren gestorben; sein Familienleben war oft unglücklich. Wenn er jetzt mit seinem an ALS erkrankten Sohn in einem auffälligen Wohnmobil unterwegs ist, kommt ihm immer wieder der Gedanke, dass diese Unternehmung doch recht ungewöhnlich, auffällig - durch das Verhalten des Sohnes - ist und eigentlich unnötig. Aber lieber so, als mit Paul in einem Klinikzimmer auf dessen Tod zu warten. Diese Fahrt in der US-amerikanischen Provinz zeigt die vielen eigenartigen Gepflogenheiten der Gesellschaft, ist mit all den banalen Attraktionen, auch und gerade am Denkmal Mount Rushmore, irgendwie irreal. Es gibt Alltägliches zuhauf in diesem Roman; der Autor thematisiert viel Belangloses in mühsamen Unterhaltungen mit seinem schon schwer, auch sprachlich, behinderten Sohn. Es gibt viele Verweise auf politische Themen und deren Verwerfungen. Für den deutschen Leser ist es oft schwer, all die Begriffe, Namen und Fakten einzuordnen. Ein Nachwort des Übersetzers und eine mehrseitige Übersicht über die wichtigsten Begriffe sind hilfreich. Eine Geschichte, die v.a. Freunde der USA ansprechen dürfte, auf alle Fälle ist es aber ein Buch, das letztlich mit großem Gewinn zu lesen ist.

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Valentinstag

Valentinstag

Richard Ford ; aus dem Englischen von Frank Heibert
Hanser Berlin (2023)

382 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 615439
ISBN 978-3-446-27732-8
9783446277328
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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