Ein Gott zum Küssen
Das bekannte Bild der Statue Berninis, die die entrückte, hingebungsvolle Teresa darstellt, ziert das Cover des umfangreichen Buches, in dem der Autor 15 Mystikerinnen und Mystiker porträtiert. Entrückung und Ekstase - so stellt man sich gemeinhin auch Menschen vor, die mit der Mystik in Verbindung gebracht werden. Dass es sich aber um zugleich handfest in ihrer Welt stehende und oft auch von den Obrigkeiten wegen ihrer geistigen Begabung beargwöhnte Persönlichkeiten handelt, die es daher beileibe nicht einfach hatten, ihre Liebe zu Gott zu leben, zeigt jede der ausgezeichnet lesbaren und einprägsamen kurzen Lebensbeschreibungen. Der Leser taucht ein in die Spiritualität der frühen Wüstenmönche, in die mittelalterliche Welt der wortmächtigen Frauen wie Hildegard oder Gertrud und stellt im Laufe der Lektüre fest, dass es auch heute Mystiker/innen gab und gibt, da auch Frère Roger von Taizé oder Dorothee Sölle vorgestellt werden. Das Verbindende ist aber stets die gegen alle Widerstände standhafte Sehnsucht nach einer tieferen Dimension und das Bewusstsein und Wiederspiegeln der Liebe Gottes. Sehr empfehlenswert!
Susanne Elsner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ein Gott zum Küssen
Christian Feldmann
Herder (2012)
277 S.
fest geb.