Eine französische Hochzeit
Frankreich steht vor einer Zeitenwende. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes hat mit Chaouch ein algerisch-stämmiger Kandidat die Chance, Präsident zu werden. Noch während die Familie Nerrouche, ebenfalls nordafrikanischer Herkunft, kurz vor dem Wahlgang ausgelassen eine Hochzeit feiert, plant Nazir, ein Bruder des Bräutigams, die Ermordung Chaouchs. Nazir ist der Kopf eines terroristischen Netzwerkes, das den französischen Staat mit dieser Gewalttat herausfordern will. Das Attentat misslingt zwar, dennoch brechen im Land Unruhen aus, was bei den Staatsorganen zu Kompetenzrangeleien und noch hektischerem Aktionismus führt. Der erste Teil dieser Trilogie endet damit, dass Nazir sich mit einem Trick dem finalen Zugriff der Polizei entziehen und nach Italien absetzen kann. - Ein sehr ausschweifender und von der Seitenzahl daher auch sehr umfangreicher Politthriller, der zwar fiktiv ist, aber mit den aktuellen politischen Strömungen in Frankreich, ja sogar mit den Namen der sie vertretenden Politiker agiert. Hintergrund ist auch die Auseinandersetzung zwischen Zuwanderern und Einheimischen, zwischen sozial und wirtschaftlich Abgehängten und den sogenannten Eliten. - Da Roman und Thema in jeder Hinsicht am Ende offenbleiben, wird der interessierte Leser wohl auf die Lösungen in den weiteren Bänden (Sept 2018 und Sept. 2019) warten müssen. Empfehlenswert! (Übers.: Bernd Stratthaus)
Josef Schnurrer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Eine französische Hochzeit
Sabri Louatah
Heyne (2017)
Die Wilden ; 1
701 S.
kt.