Middle England
Der Titel "Middle England" beschreibt sowohl die geographische Verortung des Romans (auf Deutsch erstmals 2020 als Hardcover im Folio Verlag) in der Region um Birmingham als auch die soziale Situation in der Mitte der Gesellschaft. Exemplarisch erzählt Coe von den gesellschaftlichen Debatten und dem sozialen Klima in den Jahren von 2010 bis zum Brexit-Referendum 2016. Im Zentrum steht Familie Trotter, Benjamin, der Schriftsteller, der ewig an seinem Roman schreibt und nie fertig wird, seine Schwester Lois und seine Nichte Sophie, Dozentin für Kunstgeschichte, die mit dem Fahrsicherheitslehrer Ian liiert ist. Dazu ergänzen Benjamins ehemalige Schulkameraden, der Journalist Doug Anderton und der Kleinverleger Philipp Chase und eine ganze Reihe weiterer Figuren das bunte Tableau. Die Diskussionen über den Brexit gehen quer durch die Familien, alltäglicher Rassismus und die Angst vor dem sozialen Abstieg verunsichern die Menschen zutiefst. - Coe zeichnet seine Figuren mit viel Empathie und so können die Leser mit dem Blick auf deren Leben verstehen, wie sich Politik auf den Einzelnen auswirkt. Ein Lehrstück auch für uns in Deutschland und obendrein ein sehr unterhaltsamer Familienroman.
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Middle England
Jonathan Coe ; aus dem Englischen übersetzt von Cathrine Hornung und [einem weiteren]
Wilhelm Heyne Verlag (2023)
478 Seiten
kt.