Alles wird gut

Josef Trattner ist Ausgrabungsleiter im Norden von Äthiopien, der sich kurz vor dem Bürgerkriegsbeginn 2020 auf eine von Einheimischen begleiteten Fahrt in den Süden des Landes begibt. Er wird - wie für Touristen üblich - herumgeführt. Die Besuchten Alles wird gut posieren gegen Geld für Fotos, insbesondere die Frauen mit ihren Lippen- und Ohrtellern, eine Art erweiterte Piercings. Natu, eine Frau, die wegen eines vorsätzlich zerbrochenen Kruges Anklage erhebt und dafür aber am Ende mit Stockhieben bestraft wird, fasziniert ihn vom ersten Augenblick an mit ihrem zerrissenen und erweiterten Ohrläppchen. Es ist der Beginn eines Road-Movies, das entgegen dem Titel nicht gut ausgeht und die Grenzen zwischen den Herkunftskulturen vor Augen führt, z. B. die Bedeutung eines Kusses für den Europäer oder die eines Armreifs aus Massenproduktion für die Äthiopierin. Der/die Leser/-in wird mit sehr vielen, genauen Beschreibungen von Landschaften und Traditionen Äthiopiens konfrontiert und es fällt nicht immer leicht, den Handlungsfaden zu erkennen. Matthias Politycki entführt seine Leser/-innen mit diesem Roman zum zweiten Mal nach Afrika (zul. „Das kann uns keiner nehmen“, BP/mp 20/425) und zeigt sich als Kenner von Land und Kultur. Für Leser/-innen mit Interesse an Äthiopien und nicht-europäischer Kultur zu empfehlen, aber die beschriebenen Strafen und Rituale sind brutal.

Ruth Titz-Weider

Ruth Titz-Weider

rezensiert für den Borromäusverein.

Alles wird gut

Alles wird gut

Matthias Politycki
Hoffmann und Campe (2023)

398 Seiten : Karten
fest geb.

MedienNr.: 615050
ISBN 978-3-455-01584-3
9783455015843
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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