Der Seiltänzer

Für Andreas ist guter Rat jetzt teuer. Der 49-jährige Pfarrer sieht sich Missbrauchsvorwürfen ausgesetzt, die ihn in eine tiefe Krise stürzen. An den Vorwürfen ist nichts dran, sie sind Folge einer kritischen Predigt, in der er auch einen anderen Der Seiltänzer Umgang der Kirche mit homosexuellen Geistlichen gefordert hatte. Am liebsten würde er sich jetzt mit seinem Freund Thomas beraten, mit dem er seit der Schulzeit befreundet ist. Doch Thomas liegt nach einem Herzinfarkt auf der Intensivstation. Also macht sich Andreas auf den Weg zu seinem Vater und wird sich unterwegs noch mit seiner Geliebten treffen. Während der Fahrt zu seinem Vater wird in Rückblenden erzählt, wie Andreas und Thomas heranwuchsen, wie es dazu kam, dass Andreas Priester wurde und Thomas Anglistik-Professor und Familienvater. - Aus diesen Zutaten hätte eine spannende literarische Auseinandersetzung mit den Nöten eines Geistlichen in der Gegenwart werden können. Doch hölzerne Dialoge, stark typisierte Figuren und eine zu starke Prise "Kleriker" von Drewermann haben die Rezeptur verdorben. Bemerkenswert ist allerdings die Tatsache, dass sich ein großer Publikumsverlag dieses Themas annimmt, auch wenn der Roman letztlich nicht mehr bietet als ein Traktat gegen den Zölibat.

Christoph Holzapfel

Christoph Holzapfel

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Seiltänzer

Der Seiltänzer

Michael Göring
Hoffmann und Campe (2011)

351 S.
fest geb.

MedienNr.: 352070
ISBN 978-3-455-40099-1
9783455400991
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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