Wir sahen nur das Glück

Wie viel ist ein Leben wert? Der Mittvierziger Antoine ist darin Experte: Als Angestellter einer Versicherung begutachtet er Unfälle und wird dafür bezahlt "weder Herz noch Mitgefühl zu haben". Bis er sich eines Tages fragt, was sein eigenes Leben Wir sahen nur das Glück eigentlich wert ist. Denn als er einmal Herz zeigt, verliert er seinen Job. Seine Kindheit zieht an ihm vorüber: Er ist in einer lieblosen Familie aufgewachsen, in der keiner glücklich war, hat sich immer bemüht, aber sich nie etwas getraut. Antoine hält sich für einen Feigling, immer auf der Suche nach Liebe. Er gehört "zu denen, die einstecken, ich bin der Typ, der nichts sagt, wenn ein Taxifahrer die längere Strecke wählt oder wenn sich eine Alte unter dem Vorwand, dass sie alt ist, an der Kasse vordrängelt und mich wie der Taxifahrer reinlegt". Als auch seine Frau ihn endgültig verlässt, sieht er keinen Sinn mehr und versucht, sich und seine beiden Kinder umzubringen, um ihnen späteres Leid zu ersparen. Sie werden gerettet, und nach drei Jahren in der Psychiatrie wandert Antoine nach Mexiko aus, wo er allmählich lernt, Freude am Leben zu haben und sein Glück findet. - Das Cover steht in Kontrast zum Inhalt: Es suggeriert ein strahlendes Sommerglück, wohingegen das Leben des Familienvaters Antoine auseinanderbricht. Eine berührende Geschichte eines Mannes, der alles verliert, bevor er erkennt, dass Glück möglich ist. In Frankreich stand dieser Roman auf den Nominierungslisten der wichtigsten Literaturpreise. (Übers.: Claudia Steinitz)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Wir sahen nur das Glück

Wir sahen nur das Glück

Grégoire Delacourt
Atlantik (2015)

271 S.
fest geb.

MedienNr.: 582994
ISBN 978-3-455-60021-6
9783455600216
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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